Eine Geschichte von : Livia Moavro

Hier: Es ist das Jahr 2015. Ich stecke gerade in meiner Ausbildung und sehe mir wieder mal die Landschaft aus meinem Fenster an. Auf einmal bemerke ich einen grossen Mietwagen, der direkt neben meinem Haus parkt. Eine ältere Frau, ein Mann und zwei Jungs steigen aus dem Wagen. Ein Junge, etwa 22, kommt mir von irgendwoher bekannt vor. Ich habe ihn schon irgendwo mal gesehen, aber noch nicht persönlich, das weiss ich. Von irgendwo her, vielleicht vom Fernseher oder Internet. Ich beschliesse später meinen Vermutungen nachzugehen. 

Total verschlafen wach ich auf und gerate total in Panik. Ich habe meinen Wecker nicht gestellt. Ich hüpfe aus dem Bett und ziehe mich schnell an.. Erst als ich an meinem Kalender vorbeiflitze, merke ich, dass ich Ferien habe. Sofort fällt mir wieder der bekannte Junge in den Sinn. Da sie ja jetzt neben mir eingezogen sind, backe für die Familie Brownies. Ich verziere sie noch mit Schokosträusseln und Zuckerguss. Total aufgeregt und mit weichen Beinen wage ich den Schritt hinaus zu gehen und an der Tür zu klingeln, mit der Hoffnung, dass ich herausfinde wer dieser Junge ist. 

Schön verpackt und mit einer selbstgebastelten Karte, gehe ich auf das Haus zu. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen und ich bekomm Schmetterlinge im Bauch. Dieses Gefühl habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Ich fang fast an zu heulen, als ich vor der Tür steh. Mit zittriger Hand geh ich auf die Klingel zu. Ich klingle. Ich will wegrennen, aber das geht nicht. Für was würden die mich denn halten, wenn ich klingle und wieder weggehe?

Die Tür geht auf. Ich höre für einen kurzen Moment auf zu atmen. Er steht vor mir, ER, aber wer ist es eigentlich? Ich grüsse ihn mit leiser Stimme und er streckt mir die Hand aus. Ich nimm seine Hand und schüttle sie. Der erste Schritt war getan. Ich beobachte seinen Blick und merke, dass er mein Geschenk ansieht. Ich merke, dass er sehen will was drin ist. Ich sage: „Ich hab noch was kleines für dich... ähm... euch gebacken. Ich hoffe du magst Brownies.“ „Uhh Brownies, die hab ich saugern. Komm doch herein.“ Er zieht mich an seiner Hand hinein und mein Herz schlägt noch schneller.

Als wir am Esstisch sind, schiebt er einen Stuhl vom Tisch weg und deutet an, dass ich mich setzen soll. Ich stelle die Brownies auf den Tisch. Als er sich auch gesetzt hat, überreiche ich ihm die karte. Er streift meine Hand. Ich ziehe sie schnell wieder zurück und werfe fast das Geschenk um. Auf der Karte steht: Hallo Nachbarn! Ich möchte euch hier in der Schweiz herzlich willkommen heissen. Damit ihr euch hier auch wirklich Zuhause fühlen könnt, hab ich euch Brownies gebacken. Mit lieben Grüssen Livia.

Ich sehe sein strahlen im Gesicht, aber ich sehe auch, dass es irgendeine Frage an mich hat. „Was ist?“, frage ich ihn. „Nichts. Ich wundere mich nur, dass du auf Hochdeutsch geschrieben hast.“ Ich überlege mir noch eine passende Antwort darauf, es ist für einen Moment lang still. „Ich sah das Autokennzeichen“ peinlich, peinlich, denk ich mir, aber ich lass es mir nicht anmerken „Also, Livia“, krass, es sagt meinen Namen „wieso hast du für uns Brownies gebacken? Wär nicht nötig gewesen.“ „Ich deute mit meinen Augen nur auf die Karte hin, die er vorhin gelesen hat und er wird ein bisschen rot. 

Ich schiebe ihm das Geschenk hinüber und er packt es vorsichtig aus. Als er’s offen hat, seh ich genau wie hungrig er ist. Er nimmt einen aus der Dosen und probiert ein Stück. Seine Augen werden gross und er beisst gleich noch mal rein. „Komm, wir gehen in mein Zimmer“ Er führt mich an seiner Hand und schon wieder schlägt mein Herz wie wild. Als wir in seinem Zimmer ankommen, sehe ich eine Kiste nicht und falle auf den Boden. Schnell ist er zur Stelle und hilft mir hoch. Mein Knöchel tut mir ein bisschen weh, darum hilft er mir auf sein Bett. Ich liege auf seinem Bett und sehe ihn nur an, wir beide. Wir sehen uns an, ohne zu blinzelt. Ich wage es jetzt ihn zu fragen: „ Wie heisst du?“ Er hört es zuerst nicht, doch dann sagt er: „Sebastian, Sebastian Wurth“. Er liegt nun neben mir. Wir beobachten die Zimmerdecke. Wir drehen uns auf die Seite, so dass wir uns ansehen können. „Sebastian, Sebastian, Sebastian Wurth. Diesen Namen hab ich irgendwo schon mal gehört“, denke ich. Es klinget auf einmal an der Tür. Sebastian rennt nach unten, ohne mich zu verletzten. So wie ich das höre, ist seine Familie wieder zuhause, ich bleibe aber liegen. Sebastian kommt wieder die Treppe hoch und sagt, dass ich runter kommen soll. Er hilft mir hoch und küsst mich sanft auf die Wange. 

Mein Handy klingelt. Ich will es zuerst klingeln lassen, doch Sebastian sagt, dass ich ranggehen soll. 

„Meine Mutter sagt, dass ich heimgehen muss“, sage ich. Er sieht meinen traurigen Blick. „Frag doch nach den Essen, ob du heute bei mir schlafen darfst, ich regle das mit meinen Eltern schon“

Fortsetzung folgt...